1. August 2023 Von Webmaster Aus

6.35mm GP 80 alias 6.45 x 48mm

Schon die Zahl im Naming deutet darauf hin: Seit der GP11 bis zur GP90 vergingen ein paar Dekaden, aber mit einem Zwischenversuch im Jahr GP80 (wir ‚Munitiönler‘ zählen die Jahre in GP..)

Abbildung: (von links nach rechts:)
> 7.65x38mm Swiss
> 7.5×55 GP11
> 6.45x48mm GP80
> 5.56x45mm GP90

In Abweichung zum Titelbild, hier die 20iger Verpackung aus dem Besitz des Autors

Stand der Technik anno 1980: vernickelte ‚Flussstahl Geschosse‘, aufgeclipt auf einem Metallclip


Hier noch ein paar Hintergrundinformationen zum Thema GP80 und Stgw80

Bevor die SIG SG 550 von der Schweizer Armee als Stgw90 übernommen wurde gab es eine weitere Gewehrserie namens SG 540, die von SIG als eine neue Generation von Infanteriewaffen entwickelt wurde. Die 540 wurde im Kaliber 5,56 x 45 mm hergestellt, das ursprünglich für die US-amerikanische AR-15 entwickelt wurde (nicht die spätere 62-Gramm-Patrone nach NATO-Standard), während die 542-Variante im NATO-Kaliber 7,62 hergestellt wurde.
Das dazwischen liegende 541 wurde in einem einzigartigen experimentellen Kaliber hergestellt, das zu verschiedenen Zeiten als 6,35 oder 6,45 x 48 mm GP80 bezeichnet wurde.
Diese Patrone ist in Größe und Form den 6,5-mm-Patronen sehr ähnlich, die zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Persönlichkeiten als Allzweckpatronen der nächsten Generation als Ersatz für 5,56 mm und 7,62 mm vorgeschlagen wurden, aber die eigentliche Schweizer 6,35/6,45-mm-Patrone war anders als ähnliche Patronen das 6,5 Grendel oder .264 USA, da es ein leichtes Geschoss mit hoher Mündungsgeschwindigkeit verwendete.
Tatsächlich stellt der Schweizer 6,35/6,45 eine Art „großes SCHV“-Paradigma (SCHV = Small Caliber High Velocity) dar, das es anderswo noch nicht gab.
Mehr zu den Small Caliber High Velocity Program (SCHV) > hier


Die Eidgenössische Waffenfabrik Bern W+F trat mit dem Projekt «Weize» / SG E22 bei der Ausschreibung gegen das heute etablierte Sturmgewehr 90 von SIG an.

Abbildung: SGE22

Dazu wurde eine Waffenfamilie im Baukastensystem entwickelt, bestehend aus je einem Sturmgewehr und einer kürzeren «MP» respektive Kommandoversion im Kaliber GP 80 und GP90. Alle funktionierten nach dem Prinzip des Gasdruckladers mit Drehverschluss, waren werkzeuglos zerlegbar, hatten eine Druckpunktabzug sowie die Möglichkeit, Einzelfeuer, Burst (3 Schuss-Begrenzer) oder Dauerfeuer zu schiessen. Interessant war das Kaliber der hier vorgestellten Waffe «GP80» oder 6.45 x 48 mm XPL Swiss.


Das Schweizer Sturmgewehrprojekt war ziemlich kompliziert. Der erste Versuch fand in den 1970er Jahren statt und umfasste die 5,6-mm-Eiger-Patrone, ein leistungsstarkes 5,6×48 mit dem gleichen Hülsendurchmesser wie das 7,62×51.

Dies scheiterte und wurde durch das 6,45 x 48 ersetzt, eigentlich mit einem Kaliber von 6,35 mm (.250), das eine verengte Version des Eiger-Hülse verwendete. Es wurden viele verschiedene Geschosstypen getestet, die jedoch alle relativ leicht waren (75 bis 95 Grains). Die Treibladungen lagen im Bereich von 41 bis 42,4 Grains.

Die Patrone und das SG E22-Gewehr zum Verschiessen wurden von der Waffenfabrik Bern (W + F Bern) entwickelt. Dieses Gewehr wurde 1982 zusammen mit dem SIG 541 und dem W + F SG 42, beide im Kaliber 5,56 x 45, für Truppenversuche ausgeliefert.

Das SG E22 wurde von der Armee als Stgw80 und die 6,45-mm-Patrone als GP 80 bezeichnet. Beide wurden aufgrund des Gewichts des Geschosses und der Vorteile der Standardisierung mit der NATO zu Beginn der Versuche fallen gelassen.

1983 entschieden sich die Schweizer für das SG SIG 541 im Kaliber 5,56 mm und nannten es Stgw90, während die Munition (mit einem 69grain Geschoss) die Bezeichnung GP 90 erhielt.

Vor ein paar Jahren fand in der Schweiz die ECRA International (Website > ECRA) statt und den Besuchern wurde Stgw 80 zum schiessen gegeben. Vermutlich wollten sie die Munition aufbrauchen!


Grossaufnahme der GP80:


Bericht im Firearmblock > hier

Bericht im GunWiki > hier