Vergleich von Patronen des Kalibers 9mm Parabellum (9×19)
Das Kaliber 9mm Parabellum wird in der Literatur mit diversen Begriffen bezeichnet. So findet man auch die Bezeichnungen «9mm Luger», «9mm Para» und «9×19».
Beim CIP (Commission internationale permanente pour l’épreuve des armes à feu portatives), also dem Europäischen Institut, wo Patronen und die dazugehörigen Lauf- und Patronenlagerdaten sowie der Maximalgasdruck und der Prüfgasdruck standardisiert werden, ist die Patrone unter «9mm Luger» verzeichnet.
Nebenbei sei bemerkt, dass obig erwähnte Aufgaben des CIP auf dem amerikanischen Kontinent durch das SAAMI (Sporting Arms and Ammunition Manufacturers’ Institute) wahrgenommen werden.
Wer sich mit Munition befasst sollte sich darüber im Klaren sein, dass es Patronen geben kann, die nur nach SAAMI oder nur nach CIP genormt sind. Und die Sache wird nicht einfacher, denn Patronen die sowohl durch CIP wie auch SAAMI standardisiert sind, weisen allenfalls nicht identische Werte bei beiden Institutionen auf.
Die 9mm Luger ist die weltweit am meisten verschossene Patrone und ist in der Schweiz weit verbreitet. Sie wird in der Schweizer Armee wie auch von Sportschützen diverser Disziplinen rege verschossen.
Nun hat die Schweizer Armee die 9mm Parabellum Patrone aus dem Jahre 1941, die sogenannte «Pist Pat 41» mit einer neuen Patrone aus dem Jahre 2014, der «Pist Pat 14» ersetzt. Diese Patronen werden von vielen Schweizer Schützen verwendet.
Zusätzlich ist die 9mm Luger Patrone der Marke Geco ebenso sehr beliebt.
Das interessante und darum auch der Grund für diesen Vergleich ist, dass alle drei erwähnten Patronen durch die Firma RUAG hergestellt werden. Da muss es doch interessieren, wo da die Unterschiede sind.
Der Vergleich
Vorgehen
Um allfällige Unterschiede festzustellen wurden Patronen der Pist Pat 41, der Pist Pat 14 und der Geco-Patrone delaboriert, ausgemessen. Die Daten wurden ergänzt mit Messdaten aus Schiessversuchen und Daten aus dem Internet.
Was wurde verglichen?
Folgende Patronenbestandteile und Daten wurden gemessen oder ermittelt:
- – Hülse
- – Geschoss
- – Pulver
- – Mündungsgeschwindigkeit
- – Präzision
Hülse
CIP (max) | Pist PAt 41 | Pist Pat 14 | Geco | |
ø Aussen bei Auszieherrille in mm | 9.93 | 9.88 | 9.83 | 9.80 |
ø Aussen bei Geschoss in mm | 9.65 | 9.60 | 9.59 | 9.58 |
Dicke bei Geschoss in mm | 0.31 | 0.29 | 0.29 | 0.29 |
Länge in mm | 19.15 | 19.0 | 19.0 | 18.96 |
Gewicht in grains | — | 64.71) | 61.11) | 61.81) |
Gewicht in gramm | — | 4.191) | 3.961) | 4.001) |
ø Zündloch in mm | — | 1.6 | 1.6 | 2.0 |
Innenvolumen in cm3 | — | 0.852) | 0.882) | 0.852) |
2) bis zum oberen Hülsenrand, d.h. inkl. Volumen, welches bei einer Patrone durch Geschoss eingenommen wird
Geschoss
CIP (max) | Pist Pat 41 | Pist Pat 14 | Geco | |
Gewicht in grains | — | 123.8 | 123.1 | 123.6 |
Gewicht in gramm | — | 8.02 | 7.98 | 8.01 |
Geschossø in mm | 9.03 | 9.02 | 9.02 | 9.00 |
Länge in mm | — | 15.54 | 15.56 | 15.60 |
Typ | — | VM | VM | VM |
Geschossmantel | — | Flussstahl vernickelt | Cu Legierung | Cu Legierung |
Geschossboden | — | Pb | Cu-Leg | Pb |
Form | — | «Schweizer Form» 3) | CIP Norm 3) | |
Siehe Bild | Siehe Bild | Siehe Bild | ||
Pulver
CIP (max) | Pist PAt 41 | Pist Pat 14 | Geco | |
Gewicht in grains | — | 6.0 | 5.1 | 4.8 |
Gewicht in gramm | — | 0.389 | 0.330 | 0.311 |
— | Siehe Bild | Siehe Bild | Siehe Bild | |
Weitere Daten
Pist PAt 41 | Pist Pat 14 | Geco | ||
Mündungsgeschwindigkeit in m/s | P210 | 358 4) | 351 4) | 335 4) |
Streukreis auf 50m aus Ransom Rest in mm | P210 | 120-150 | 60-65 | 68-100 |
Form | — | «Schweizer Form» 2) | CIP Norm 2) | |
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Die «Pist Pat 14» ist bezüglich der Präzision ein mehr als ebenbürtiger Ersatz für die «Pist Pat 41».
Die «Pist Pat 14» und die Geco Patrone gleichen sich äusserlich wie ein Ei dem Andern und kommen vom selben Hersteller, ev. sogar von denselben Maschinen. Und trotzdem sind sie nicht gleich. Es werden unterschiedliche Geschosse verladen und auch das verwendete Pulver scheint nicht genau dasselbe zu sein, soweit sich das von Auge und ohne chemisch-physikalische Analyse beurteilen lässt. Die beiden Patronen zeigen auch ungefähr die gleiche Präzision.
Eines sollte man jedoch bei all den Daten niemals vergessen: Die hier aufgeführten sind Daten aus Messungen. Es kann gut sein, dass andere Messungen mit anderen Mündungsgeschwindigkeitsmessgeräten und/oder anderer Waffe auch andere Daten erzeugen. Sowohl Waffen wie auch Munition unterliegt unweigerlich Fertigungsstreuungen.
Dank
Ich bedanke mich bei Hans-Peter Kobelt für die Erlaubnis seine Daten aus Schiessversuchen verwenden zu dürfen.
Steinmaur, 21. März 2022 Bernhard Paolini
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