4. Oktober 2024 Von President Aus

Verkupfert vs. FMJ

Ausgangslage / Startpunkt

Fliegende .224iger Rätsel:

Feststellung: Wenn mal bei einer Laborierung das Geschoss mit einem Anderen ersetzt, könnte man ähnliche V0 erwarten. Wenn die einten aber Typ ‚Vollmantel‘ sind, und die Anderen verkupferte Bleigeschosse sind, würden nicht wenige von uns erwarten, dass die weicheren Kupfergeschosse aufgrund leichterem Durchtriebes durch den Lauf schneller fliegen werden.
Wenn denn aber die verkupferten Geschosse klar langsamer als die Mantelgeschosse sind, genau gesagt 17m/s, widerspricht das im erstem Moment mal dem, was man glaubt zu wissen!!

Hier die beiden Messreihen im Detail:



Der Unterschied ist zwar rel. klein, aber er liegt umgekehrt als vermutet !

Details zur Laboriereung

Den COL ist Aufgrund von 0.4mm unterschiedlich langen Geschossen um 0.4mm korrigiert worden, sodass der Boden des Geschosses am gleichen Ort ist und das somit den gleichen Pulverraum ergibt.

Von was kann das ‚verkehrte‘ Resultate abhängen ?

  • Ausziehwiderstand ?
  • Widerstand im Lauf ? (dass der Widerstand der verkupferten Geschosse kleiner ist, ist ja noch nicht gemessen)
  • Durchmesser und somit die ‚Abdichtung / Gasschlupf‘ im Lauf ?
    • Details siehe in den folgenden Aufnahmen

FRONTIER ist mit 5.70 mm ca 2/100mm grösser . .

..als das Hornady, welches 5.68mm aufweist

Weiters:

Eine weitere Frage taucht auf, wenn man die Resultate bzw die Sequenzen anschaut: Der erste Schuss ist bei beiden Messungen ca 12 m/s schneller, und danach pendeln sich die V0 in einem deutlich langsameren Rahmen ein.
Ich glaube das gehört dann ins Thema ‚Cold Bore Shot‘!
Dieses Phänomen behalten wir mal im Auge, bzw darauf achten wir dann mal bei weiteren Messungen !!


August 2024: Beurteilung von Beni

Reibung
Die Gleitreibungskoeffizienten von Bronze (Hornady) und Kupfer (Frontier) auf Stahl sind nahezu gleich, wobei Kupfer immer etwas höher angegeben wird als Bronze. Glaube aber nicht das dies der Grund ist.
Ein Grund könnte aber sein, dass das Frontier Geschoss mit dem grösseren ø sich am Heck mehr ausweitet als das Mantelgeschoss, was den Anpressdruck an den Lauf und damit auch die Reibung erhöht.
Gasschlupf
Gasschlupf halte ich nicht für die Ursache, da ich denke das Frontier passt sich dem Laufprofil eher besser an als das Mantelgeschoss. Aber vielleicht ist das ja falsch.
Ausziehwiderstand
Ausziehwiderstand könnte ein Grund sein, aber bei einem ø Unterschied von 0.02mm halte ich eher für unmöglich.
Geschossmasse
Was ist aber mit der Geschossmasse. Sind bei Geschosse wirklich gleich schwer?
Cold Bore Shot
Den Cold Bore Shot Effekt führe ich auf einen kalten Lauf zurück, der nach dem ersten Schuss dann deutlich wärmer wird. Kleinerer Laufinnendurchmesser = mehr Reibung = höherer Widerstand gegen die Gasseite = höherer Gasdruck = Höhere Geschwindigkeit.
Man soll nie die ersten drei Schüsse messen, auch nach einem Patronenwechsel nicht. ES wird gesagt, dass sich im Lauf zuerst von der zu messenden Patrone die Ablagerungen (Verschmutzung) stabil ergeben müssen.
Allerdings dürfte dein Lauf beim ersten Schuss der Hornady Geschoss seine Betriebstemperatur gehabt haben, wenn ich auf die zeitlich Reihenfolge schaue. Darum könnte nur der erste Schuss mit Frontier ein Cold Bore Shot gewesen sein.
Bin aber der Ansicht, das beide erste Schüsse der jeweiligen Messungen mehr mit der „Laufinnenflora“ zu tun haben, als mit der Temperatur. Also genau genommen nicht unter Cold Bore Shot fallen.
Bei all meinen bisherigen Messungen mit vielen Kalibern konnte ich diesen Effekt nicht eindeutig feststellen.
Soweit mal mein Kommentare.
Beni