9. Mai 2023 Von Webmaster Aus

Weitschuss-Seminar von “Deuring Bezau” vom 9. Mai 2023

Bericht von Jürg Müller, Mitglied VSMS

Ich hatte Gelegenheit an diesem Seminar teilzunehmen. Es können pro Tag zwei Gruppen von je ca. 10 Schützen teilnehmen und der Kurs dauert max. 5 Stunden, inklusive Fahrt auf die Alp oberhalb von Bezau und zurück.

Zielgruppe:      

vornehmlich Jäger und vereinzelt Interessenten die ihre Fähigkeiten im mittleren Langdistanz Bereich testen möchten

Instruktoren:  

Leitung von Zeno Odermatt, Schulkommandant a.D. der Grenadiere in Isone und Scharfschützen Instruktor. Zeno leitet diesen Kurs mit grossem Sachverstand und mit ausserordentlich anschaulichen Hilfsmitteln und Erklärungen.

Schiessstand

Improvisierter Feldschiessstand, leidlich gedeckt, mit zwei Schiessbahnen in gegensätzlicher Richtung. Die Ziele sind jeweils Kreuze und Tierfiguren (Reh, Gams, Hirsch und Dallschaff) kombiniert.

Alle Ziele auf alle Distanzen sind mit Bullseye Target Cameras versehen, sodass die Treffer jederzeit auf den Tablets den Schützen gezeigt werden können.

Ablauf:              

Zuerst erfolgt das Einschiessen der Waffen auf 100 und 200 m. Eigentlich sollte man mit eingeschossener Waffe kommen, aber nicht alle sahen das so. Danach darf man nur auf die weiteren Ziele schiessen wenn die Waffe nachweislich eingeschossen ist.

Im zweiten Teil wird gruppenweise (jeweils 4-5 Schützen) und auf Zielfreigabe hin auf die Distanzen 250m (ca 17Grad), 300m (ca 19 Grad), 350m (ca 20 Grad), 400m (ca 22 Grad), 450m (ca 24 Grad) und 500m mit ca 26 Grad Elevation geschossen. Immer zuerst auf das Zielkreuz und dann auf die Tiersilhouette.

Position:           

Grundsätzlich liegend mit Rucksack/Sandsack als Auflage oder mit Zweibeinstütze. Es war aber auch möglich sitzend zu schiessen. Die Läger für die Winkelschüsse waren entsprechend für den Schuss nach oben angepasst.

Munition:         

Grundsätzlich frei aber meist Patronen in gängigen jagdlichen Kalibern. Ich sah als Ausnahmen die 6.5 Creedmoore und ich selbst schoss 7mm-08, was ausser dem Instruktor niemand kannte.
Viele Teilnehmer schossen mit Schalldämpfern die in Austria offenbar für die Jagd erlaubt sind.

Waffen:            

Nichts Neues unter der Sonne, keine Custom mades ausser meiner Borden Rimrock mit Hart Lauf und Jewell Abzug.

Erkenntnisse:  

Der Instruktor vermochte den Teilnehmern auf einfache Art zu vermitteln, was es brauchte um Weitschüsse erfolgreich einzusetzen, falls man dies jagdlich überhaupt braucht oder für notwendig erachtet.

  1. >>> GEE: vergessen, braucht man heute nicht mehr, nachdem die meisten ZF mit Ballistik Türmen ausgestattet sind. Ein sauber eingeschossenes Gewehr – die grösseren Distanzen mit Hilfe der Ballistik Programme entsprechend markiert, löst die trial and error Methoden ab. Man sollte eigentlich die wichtigste Anzahl Klicks im Kopf haben denn wenn man ein Tier anvisiert und wieder auf den Turm schauen muss, verliert man möglicherweise das Tier aus dem Sichtfeld, vor allem wenn schon die höhere Vergrösserung eingestellt ist.
  2. >>> Wind: Kiss (keep it simple). Halte dich an deinen Jagdkollegen der den Wind und die Böhen beobachtet. Es gibt O Wind, mässigen Wind und starken Wind. Bis 200m den Wind nicht beachten, danach eine Handbreit bei mässigem und zwei Handbreit bei starkem Wind korrigieren (mit Haltepunkt, nicht mit der Seitenkorrektur).
  3. >>> Winkelschüsse: die Höhenkorrektur stimmt nicht mehr mit dem Flachschuss überein, sondern die Korrekturen werden entsprechend dem Winkelgesetz kleiner. Wenn also beim Flachschuss auf z.B. 300m eine Korrektur von 4 Klicks erforderlich wären, sind es bei einem steilen Winkelschuss nach oben oder auch nach unten nur noch 2-3 Klicks. Eine Demo mit einer Fischerrute und einem daran hängenden Gewicht war super einleuchtend – auf der Jagd hat meine keine Zeit um ein Ballistikprogramm zu konsultieren.
  4. >>> Zielerfassung auf Tiere bei Winkelschüssen: Einschuss muss eine tiefe 8 sein, der Ausschuss wird eine hohe 9 sein. Beim Schuss von oben gilt das Gegenteil.
  5. >>> ZF Vergrösserung: Man sollte eigentlich mit 8x auskommen, vielleicht 10x, alles andere macht einen normalen Jäger unsicher beim Abziehen.

  6. Zusätzliche jagdrelevante Faktoren:
  • – Haltepunkt beim Tier immer Blatt, über dem Vorderlauf, etwas tiefer als Mitte Tierkörper. Man will unter allen Umständen verhindern den Schuss ausserhalb des tödlichen Bereichs der Lunge anzubringen.
  • – Jeder Jäger soll – unbesehen von den jagdrechtlichen Bestimmungen – wissen, was er kann. Das heisst, er muss wissen bis zu welcher Distanz er normalerweise sicher treffen kann.
  • – Bei Distanzen über 200/250m muss der Schütze wissen wie er die Höhe korrigieren muss. Bis zu diesen Distanzen ist es – bei Verwendung normaler Jagdmunition (Ausnahme 10,3) nicht relevant.
  • – Bei Rücken- und/oder Gegenwind keine Korrekturen machen.

Kontakt für Kurse:

Albert Deuring
Deuring Jagd + Optik
Bahnhof 148
6870 Bezau, Österreich

Tel: +43 5514 2343